Food Forests

Potenzielle Finanzierungsquellen

Die Finanzierung ist oft ein Hindernis für die Umsetzung innovativer Projekte im Agrarsektor (Becker und Wall 2018; Cohen und Reynolds 2015; van Noordwijk et al. 2018). Fundraising kann helfen, diese Lücke zu schließen.

Fundraising ist die "systematische Analyse, Planung, Durchführung und Kontrolle aller Aktivitäten einer Non-Profit-Organisation, die darauf abzielen, durch konsequente Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Ressourcengeber (Privatpersonen, Unternehmen, Stiftungen, öffentliche Institutionen) alle benötigten Ressourcen (Geld, Güter und Dienstleistungen) zu möglichst geringen Kosten zu beschaffen." (Urselmann 2018, S. 4)

Selbst wenn eine Nichtregierungsorganisation oder andere institutionelle Partner ein gemeinnütziges Projekt wie einen Lebensmittelwald unterstützen, ist es wichtig, dass das Projekt nicht nur von einer Finanzierungsquelle abhängig ist. Verschiedene Finanzierungsquellen wie Spenden, Zuschüsse und Crowdsourcing (von Brownie et al. 2014-2015) sollten die Grundlage für die Finanzierung bilden.

Kaufman und Bailkey (2000) untersuchten 27 städtische Gärten in Boston, Chicago und Philadelphia, von denen 25 eine Finanzierung erhielten. Die meisten Sponsoren kamen von lokalen oder nationalen Regierungen. Andere Quellen waren Stiftungen, Privatpersonen und Fundraising-Veranstaltungen. In der Studie wird betont, dass diese Vielfalt an Finanzierungsmöglichkeiten zwar eine Lösung für die Überwindung des Finanzierungsproblems zu sein scheint, die Praxis jedoch anders aussieht. Der Zeit- und Energieaufwand für das Fundraising ist hoch. Dies erklärt auch, warum die Projekte nach Autarkie streben (Kaufman und Bailkey 2000, S. 64).

Mögliche Ressourcengeber

Eine der grundlegenden Fragen beim Fundraising lautet: "Wer könnte die benötigten Ressourcen in Form von Geld, Waren und Dienstleistungen bereitstellen?" (Urselmann 2018, S. 6). Dabei können vier Bereiche unterschieden werden: Privatpersonen, Unternehmen, Stiftungen und öffentliche Institutionen.

Um die richtigen Geldgeber zu identifizieren, muss man sich darüber im Klaren sein, dass als Gegenleistung für die Finanzierung in der Regel "immaterielle Gegenleistungen wie Dank, Anerkennung und Information" (Urselmann 2018, S. 7) erwartet werden. Das heißt, Spenden "gibt es nicht umsonst" (ebd.). Was kann also den Ressourcengebern als Gegenleistung zu einem angemessenen Preis angeboten werden?

Die folgende Studie gibt einen Überblick über die verschiedenen Akteure, die Ressourcen bereitstellen. Die Analyse von vier Lebensmittelwäldern in den USA, den Niederlanden und Deutschland liefert Beispiele für die bereitgestellten Ressourcen und die Anzahl der unterstützenden Akteure (zwischen 3 und 11).

Tabelle 4: Anzahl der Ressourcenanbieter in den untersuchten Waldgärten

TypBeacon Food Forest (USA)Waldgarten Jerusalem (DE)Voedselbos Vlaardingen (NL)Wohnungsbaugesellschaft mbh Meiningen (DE)Gesamtzahl der ressourcengebenden Akteure
PrivatpersonGeld, Arbeit, Organisation, eigene VeranstaltungenFreiwilligeJährliche Mitgliedschaft (10 €/a)Geld und Materialien
Öffentliche Institution31004
Stiftung42118
Firma32128
Mittel10304
Summe11653

Privatpersonen können eine Zielgruppe sein. Die Vorteile liegen hier in der möglichen langfristigen Unterstützung und den direkten Kontakten (Urselmann 2018, S. 25). Privatpersonen können einmalige oder wiederkehrende Spenden oder Mitgliedsbeiträge, z.B. an einen Verein, leisten. Vereinsspenden dürfen keinen Gewinn erwirtschaften, sondern nur für den Erhalt des Vereins ausgegeben werden. Weitere Ressourcen von Privatpersonen können Sachspenden sein, wie Pflanzen oder Werkzeuge, oder ehrenamtliche Arbeit, z. B. als Wwoofer [4]. Der Zeit- und Energieaufwand für den Aufbau mehrerer einzelner privater Sponsoren kann sehr hoch sein. Crowdfunding ist eine Möglichkeit, mehrere Privatpersonen gleichzeitig anzusprechen.

Unternehmen fördern häufig die Einrichtung von Waldgärten. Sie können besonders gut angesprochen werden, wenn die Zielgruppe des Unternehmens an dem Projekt interessiert ist (Urselmann 2018, S. 39). Dies lässt sich auch weit auslegen. Der Jerusalemer Waldgarten ist beispielsweise auf IKEA als Sponsor zugegangen, weil IKEA Schweden "etwas mit Holz zu tun hat" (Interview mit Gabriele Krüger, 28.11.2019). Die IKEA Stiftung wurde dann zum Hauptsponsor. Aber auch andere Unternehmen kommen in Frage, vor allem für Sachspenden. So spendete der Optiker Fielmann rund 25 Obstbäume für den Jerusalemer Waldgarten und eine Bäckerei und Cafeteria versorgte die Ehrenamtlichen bei Veranstaltungen im Bake Food Forest mit Brot, Kuchen und Kaffee. Auch Unternehmen können die Bildungsarbeit unterstützen. So sponserte die Firma Lush Gehälter für Kursleiter und andere Sachkosten für den Aufbau des WirBauenZukunft-Lebensmittelwaldes. Beim Lebensmittelwald Hof an den Teichen wurde die erste Pflanzaktion von einem Unternehmen in Form von Frauen- und Arbeitskraft unterstützt: Im Rahmen eines Betriebsfestes pflanzten rund 120 MitarbeiterInnen in wenigen Stunden rund 700 Pflanzen (ausführlicher Bericht hier). Im Gegenzug stellte der Hof seine Infrastruktur für das Betriebsfest zur Verfügung.

Allein in Deutschland gibt es über 22.000 verschiedene Stiftungen und Fonds, und Klimaschutz ist ein relevantes Thema in diesem Bereich (Bundesverband Deutscher Stiftungen). Das Internetportal Stiftungssuche.de des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen ist eine gute Anlaufstelle für die Suche nach geeigneten Stiftungen. Es gibt auch regionale Verzeichnisse von Stiftungen in den Bundesländern. Wie bereits erwähnt, war die IKEA-Stiftung der Hauptsponsor des Jerusalemer Lebensmittelwaldes, vor allem um ihn als Begegnungsstätte zu fördern. Hier wird deutlich, dass der Schwerpunkt der IKEA-Stiftung auf der sozialen Ebene der Nachhaltigkeit lag. Der WWF Deutschland (Stiftung des bürgerlichen Rechts) vertrat mit seiner Spende die ökologische Ebene. Der Beacon Food Forest wird von zwei Naturschutzstiftungen und einer Umweltbildungsstiftung finanziell unterstützt. Der Voedselbos Vlaardingen wurde durch eine regionale Umweltstiftung und verschiedene Fonds finanziert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Stiftungen ein großes Potenzial für die Finanzierung von Waldgärten haben. Bei der Antragstellung kann es von Vorteil sein, die Verbindung zu den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung oder Planetary Health zu betonen und den ganzheitlichen Charakter eines Lebensmittelwaldes als Lösung für verschiedene Nachhaltigkeitsprobleme hervorzuheben.

Öffentliche Einrichtungen finanzieren auf internationaler Ebene, zum Beispiel mit der Europäischen Union (EU), und auf nationaler Ebene mit Bund, Ländern und Kommunen. In der Europäischen Union gibt es siebenjährige Förderperioden. Für den Zeitraum 2021-2027 sind 401 Milliarden Euro für nachhaltiges Wachstum und natürliche Ressourcen vorgesehen (Generaldirektion Kommunikation). Es sollte beachtet werden, dass die Beantragung von EU-Fördermitteln sehr umfangreich ist und eine ausreichende Vorlaufzeit und gute Planung erfordert (Urselmann 2018, S. 461). Da ein Waldgarten unterschiedliche Prioritäten haben kann (z.B. Umwelt, Bildung oder Ernährung), muss die Suche nach der richtigen EU-Förderung der jeweiligen Priorität zugeordnet werden (die Programme LIFE und LEADER können geeignet sein). Abgesehen von den Fonds sind die öffentlichen Einrichtungen in dieser Studie die am wenigsten vertretenen Ressourcengeber. Der Beacon Food Forest wurde von einer öffentlichen Einrichtung (GROW) für die Verwaltung der Gelder unterstützt. Der Jerusalem Forest Garden wurde von einem regionalen Ministerium unterstützt. In Deutschland können Kommunen, kommunale Verbände (auch Vereine) und Eigenbetriebe Fördermittel für die Planung, Anlage und anfängliche Pflege von Food Forests beantragen (Natürlicher Klimaschutz in Kommunen, Förderkennzeichen 444, Stand Dez. 2023). Mit der Kommune sollte geklärt werden, wie die mittelfristige Pflege erfolgen werden kann und wie Einnahmen für den Verein oder das Unternehmen generiert werden können.

Der Fundraiser

Eine weitere wichtige Frage ist: Wer führt das Fundraising durch? Mit anderen Worten: Wer identifiziert geeignete Angebote und schreibt die Anträge oder richtet das Crowdfunding ein und verwaltet es? Neben der Möglichkeit, dass die Verantwortung für die Finanzierung des Projekts bei einer Person aus dem Projekt liegt, gibt es immer die Option, einen professionellen Fundraiser zu engagieren. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, eine Person aus dem Projekt im Fundraising zu schulen, zum Beispiel durch Wochenendworkshops oder Seminare.


[4] WWOOF steht für "World Wide Opportunities on Organic Farms". Jedes Land hat seine eigene Website, auf der man sich registrieren und dann auf den Höfen mithelfen kann. Die internationale Internetadresse lautet: https://wwoofinternational.org/. Weitere Informationen sind hier zu finden. Im Gegenzug erhalten die Menschen Unterkunft und Verpflegung. Für diese Dienstleistungsspenden ist, wie bei den Einnahmen aus der Produktion, die grundlegende Stabilität und Infrastruktur des Projekts erforderlich. Sie sind daher für die Anfangsphase nicht von Interesse.

Quellen:

Becker, Stefanie L.; Wall, Gregor von der (2018): Tracing regime influence on urban community gardening. How resource dependence causes barriers to garden longer term sustainability. In: Urban Forestry & Urban Greening 35, S. 82–90. DOI: 10.1016/j.ufug.2018.08.003.

Brownie, James; Herman, Jared; Aleman, Jessica (2014-2015): Bringing the Food Forest into the City: Creating a Community Food Forest for Saratoga Springs. Environmental Studies Research Capstone, S. 40.

Cohen, Nevin; Reynolds, Kristin (2015): Resource needs for a socially just and sustainable urban agriculture system. Lessons from New York City. In: Renew. Agric. Food Syst. 30 (1), S. 103–114. DOI: 10.1017/S1742170514000210.

Kaufman, J. L.; Bailkey, M. (2000): Farming inside cities: Entrepreneurial urban agriculture in the United States. Lincoln Institute of Land Policy. Cambridge, MA.

Urselmann, Michael (2018): Fundraising. Professionelle Mittelbeschaffung für gemeinwohlorientierte Organisationen. 7. Auflage. Wiesbaden: Springer Gabler. Online verfügbar unter http://dx.doi.org/10.1007/978-3-658-20331-3.

van Noordwijk, Meine; Duguma, Lalisa A.; Dewi, Sonya; Leimona, Beria; Catacutan, Delia C.; Lusiana, Betha et al. (2018): SDG synergy between agriculture and forestry in the food, energy, water and income nexus. Reinventing agroforestry? In: Current Opinion in Environmental Sustainability 34, S. 33–42. DOI: 10.1016/j.cosust.2018.09.003.