Food Forests

Die Geschichte von Food Forests

Indigene Food Forests gibt es seit mehr als 4.000 Jahren in den Tropen, wo sie allgemein bekannt sind und eine traditionelle Form der Lebensmittelproduktion in kleinem Maßstab darstellen (z. B. tropische Hausgärten in Kerala, Indien oder Maya-Waldgärten in Mesoamerika). Seit den 1990er Jahren begannen Pioniere, Nahrungswälder in industriellen Kontexten und anderen Klimazonen anzulegen. In Großbritannien richtete Michael Crawford 1994 den romantischen Waldgarten Dartington (1 ha) ein. Er gründete den Agroforestry Research Trust als Wissensplattform, die alle zwei Jahre die Food Forest und Forest Garden Symposien veranstaltet, hat mehrere Bücher veröffentlicht und weitere Vorzeigeflächen in Süd-Devon (GB) eingerichtet, darunter Baumschulen, Versuchs- und Bildungsflächen. Wir unterscheiden auf dieser Seite zwischen Waldgärten (Forest Gardens) mit einem romantischen Design, das auf Selbstversorgung ausgerichtet ist, und Nahrungswälder (Food Forests) mit einem rationalem Design, das auf professionelle Lebensmittelproduktion ausgerichtet ist.

Video: Waldgarten Dartington, Großbritannien (National Geographic 2020)

Etwa zur gleichen Zeit, in den 1990er Jahren, entstand in Australien die von Bill Mollison geleitete Permakulturbewegung. Eines der vielen Ergebnisse, die bei der Anwendung von Permakultur-Gestaltungsprinzipien entstehen, kann ein Food Forest sein. Geoff Lawton, ein früher Student der Permakultur, der bei Mollison studierte, spezialisierte sich auf Food Forests. Er hat Bildungskurse, Videoressourcen, Beratungsdienste und eine Vorzeigeanlage (Zaytuna Farm, 27ha) entwickelt. Seine erste Inspiration kam von einem gemeinschaftlich verwalteten Faood Forest in Marokko (Paradise Valley, 30 ha), den er vor seinem Permakultur-Studium kennenlernte. Dieses lebende Ökosystem schafft eine essbare Oase in einer gebirgigen Wüste. Die Einheimischen datieren seinen Ursprung auf 2.000 Jahre zurück. Diese Inspiration berührte Geoff Lawton zutiefst und veranlasste ihn, in Jordanien, einem der trockensten Orte der Erde, einen Food Forest anzulegen (Projekt Greening the Desert). Während der Waldgarten in Dartington eine sehr artenreiche Anlage mit rund 140 verschiedenen Pflanzenarten ist, die der Selbstversorgung dienen, liegt der Schwerpunkt der marokkanischen Anlage auf einen produktiven Lebensmittelanbau, der eine einfachere Ernte und größere Mengen für den Verkauf auf dem Markt ermöglicht und darüber hinaus zur Selbstversorgung beiträgt.

Video: 30ha gemeinschaftlich verwalteter Lebensmittelwald, Pardise-Tal, Marokko (Permaculturenews 2016)

In Brasilien entwickelt Ernst Götsch etwa zur gleichen Zeit wie Lawton und Crawford ein noch effizienterer Ansatz entwickelt, der auch für die Produktion in größerem Maßstab geeignet ist: die so genannte sukzessionale oder syntropische Landwirtschaft. Als Schweizer Landwirt, Forscher im Bereich der genetischen Biodiversität und landwirtschaftlicher Berater zog er in den 1980er Jahren nach Brasilien und kaufte 1994 eine durch frühere Weidenutzung degradierte Farm (Bahia, Brasilien, 480 ha). Neben Kakao als Hauptanbauprodukt baut er verschiedene Früchte, Nüsse und Holz an. Außerdem belebte er mehrere ausgetrocknete Quellen wieder, regenerierte den Boden und schaffte ein Mikroklima mit erhöhten Niederschlägen. Als er seine Farm kaufte, trug sie den Namen Fugidos da Terra Seca (Ausreißer aus dem trockenen Land) und heißt jetzt Olhos D’Água (Tränen in den Augen), was auf die hohe Wasserverfügbarkeit vor Ort hinweist. Agenda Götsch ist ein Projekt, das darauf abzielt, das Bewusstsein für seine Arbeit durch Videos und Workshops zu verbreiten.

Video: Syntropische Landwirtschaft, Brasilien (Agenda Götsch 2019)

Während die syntropische Landwirtschaft eine bestimmte Philosophie beinhaltet, wird die Technik zur Planung und Bewirtschaftung solcher Flächen als sukzessionale oder dynamische Agroforstwirtschaft bezeichnet. Dabei wird die natürliche Sukzession eines Waldes von den Pionierarten, die auf unfruchtbarem Boden zuerst auftreten würden, bis zu den Arten der obersten Schicht nachgeahmt und beschleunigt. Pionierpflanzen werden eingesetzt, um Biomasse zu erzeugen und die Standortbedingungen sowie das Pflanzenwachstum zu verbessern. Diese Systeme sind zumeist auf die professionelle Nahrungsmittelproduktion ausgerichtet und können als eine der artenreichsten und regenerativsten Formen angesehen werden, dies zu tun. Zu diesem Thema gibt es nur wenige Veröffentlichungen. Roger Giezen hat einen Leitfaden zum syntropischen Landbau herausgegeben, in dem er eine wichtige Referenz zusammengestellt hat (Giezen 2019).