Food Forests

Schlüsselfähigkeiten von WaldgärtnerInnen

Die Gründung eines Food Forests in einem Team ist sinnvoll, wenn man sich die verschiedenen erforderlichen Fähigkeiten ansieht. Idealerweise ist landwirtschaftliches, unternehmerisches und zwischenmenschliches Know-how vorhanden, insbesondere im Bezug auf:

Anbau und Verwaltung von mehrjährigen Polykulturen: Zu den mehrjährigen Pflanzen in einem Food-Forest gehören Obst- und Nussbäume und -sträucher, Küchen- und Heilkräuter, mehrjähriges Gemüse sowie Nutzpflanzen für Bestäubung, Düngung und Schädlingsbekämpfung. Auch Pilze und einjährige Gemüsesorten sowie in Wüstengebieten Bohnenbäume und fruchttragende Kakteen können zu einem Lebensmittelwald gehören. Auch Tiere wie z. B. Hühner können einbezogen werden, allerdings ist dafür eine besondere Umzäunung erforderlich, oder sie können in einem späteren Stadium einbezogen werden, wenn die Pflanzen bereits etabliert sind. Oft werden auch exotische Pflanzen gepflanzt, die besondere Anforderungen stellen. Bei so vielen Möglichkeiten ist es von Vorteil, sich auf einige wenige Pflanzenarten aus jeder Schicht zu konzentrieren, sie zu studieren und zu wissen, wie man sie pflegt und daraus marktfähige Produkte zu entwickeln. So gibt es beispielsweise beim Apfelbaum mehr als 7.500 Sorten mit unterschiedlichen Eigenschaften und Anforderungen, z. B. an den Ernte- und Lagerzeitpunkt der Früchte. Man muss nicht nur wissen, wie man sie anbaut und pflegt, sondern auch, wie man sie sinnvoll und standortgerecht miteinander kombiniert. Dies kann ein komplexes Unterfangen sein. Ohne gärtnerische Erfahrung kann es sinnvoll sein, auf einer kleineren Fläche zu beginnen oder mit jemandem zusammenzuarbeiten, der sich damit auskennt.

Die Verarbeitung verschiedener Produkte zu Produkten mit Mehrwert kann eine wichtige Strategie sein, um eine höhere Gewinnspanne zu erzielen und die vielen Stunden an manueller Arbeit tragfähig zu machen. Zu den verarbeiteten Produkten gehören Lebensmittel, Getränke, Nahrungsergänzungsmittel, Arzneimittel, Futtermittel, Naturfarben und Holzprodukte. Der Schwerpunkt dieses Handbuchs liegt auf Lebensmitteln. Jeder Bereich erfordert in der Regel Fachwissen über die Verarbeitung, die Vermarktung und den Umgang mit den einschlägigen Vorschriften. Es kann von Vorteil sein, sich auf einige wenige hochwertige Produkte zu konzentrieren, die für die Erzielung von Einkommen wichtig sind, um bei all der Komplexität effizient arbeiten zu können. Andernfalls können unterschiedliche oder zusätzliche Prozesse für Ernte, Lagerung, Verarbeitung, Etikettierung und Vermarktung jedes Produkts die ohnehin schon aufwendige Arbeit der Kleinbauern überlasten. Die Konzentration auf Signature-Produkte erfordert den Anbau größerer Mengen bestimmter Pflanzen zur Einkommenserzielung. Weitere Pflanzen können für die Selbstversorgung, als Geschenk für Freiwillige und/oder unverarbeitet auf einem Markt oder in einem Restaurant verkauft werden.

Die Führung eines komplexen, langfristig und nachhaltig ausgerichteten landwirtschaftlichen Betriebes entspricht gängigen betriebswirtschaftlichen Praktiken wie der Überwachung von Erträgen, der Planung und Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen sowie der Buchführung. Die Vielfalt der Produkte und Dienstleistungen kann ein hohes Maß an organisatorischen und dokumentarischen Fähigkeiten und/oder Instrumenten erfordern. Die langfristige Ausrichtung und die Veränderung der Haupterzeugnisse im Laufe der Zeit (jährlich wachsend von einem niedrigen zu einem hohen Niveau) erfordert Flexibilität und Voraussicht für zukünftige Märkte. Eine neue Produktlinie kann alle 5 Jahre erforderlich sein. Auch die vorausschauende und strukturierte Vorbereitung von Aktivitäten kann von Bedeutung sein, z. B. die Erstellung bzw. Überarbeitung von Tagesordnungen und Protokollen für wichtige Treffen, z. B. mit Geldgebern oder Landbesitzern, oder die Vorbereitung des Geländes für Freiwillige an Arbeitstagen. Regulatorische Kenntnisse können sowohl in der Anfangsphase bei der Grundstückssuche (z. B. was auf verschiedenen Landnutzungsarten angebaut werden kann) als auch bei der späteren Produktentwicklung von Bedeutung sein. Die Arbeit mit alternativen Organisationsmodellen und -prozessen, z. B. Genossenschaften oder gemeinnützigen Unternehmen, erfordert Fähigkeiten und Motivation für die gemeinsame Entscheidungsfindung und die gemeinsame Führung. Hier sind starke zwischenmenschliche und kommunikative Fähigkeiten (siehe unten) der Schlüssel. Da Food Forests oft Teil von hybriden Organisationen mit mehreren Zielen sind, kann die richtige Balance zwischen Fokus und Flexibilität ein wichtiger Vorteil sein. Darüber hinaus sind Fähigkeiten zur Einrichtung und Instandhaltung der technischen Infrastruktur, z. B. Zaun, Bewässerungssystem und Baumschule, von Bedeutung.

Zwischenmenschliche und kommunikative Fähigkeiten sind wichtig, um sich zu vernetzen, über das Projekt zu informieren, Unterstützung zu gewinnen und Bildungs- und/oder Beratungsangebote zu machen. Eine strategisch breit angelegte und tiefgreifende Vernetzung kann helfen, Zugang zu notwendigen Ressourcen wie z.B. Landzugang, Infrastruktureinrichtungen oder behördlichen Genehmigungen für Experimente zu erhalten. Kommunikationsfähigkeiten können das Schreiben überzeugender Zuschuss- oder Kreditanträge zur Deckung der hohen Investitionskosten sowie die Erstellung und Pflege einer Website, eines Newsletters und einer Präsenz in den sozialen Medien umfassen. Dazu gehört auch, dass man gut zuhören kann, vor allem bei Verhandlungen oder im Umgang mit Konflikten. Die Grundsätze der gewaltfreien Kommunikation von Marshal Rosenberg [3] können bei der Konfliktbewältigung helfen. Eine kurze Zusammenfassung für Konfliktsituationen:

  1. Berichte objektiv und ohne zu urteilen, was du beobachtet hast
  2. Teile, wie du dich damit gefühlt hast, z.B., Ich fühlte mich wütend/verletzt/getriggert...
  3. Teile, was du benötigst, z.B., Ich brauche Anerkennung, Ruhe, Mitgefühl...
  4. Bitte die andere Person um eine konkrete und durchführbare Handlung, z.B., Ich wünschte mir, dass du...

Man kann das als Reflexion aufschreiben, bevor man mit der betreffenden Person spricht. Mit zunehmender Übung geht der Prozess immer leichter von der Hand. Das Navigieren in einem kurzfristig orientierten Lebensmittelsystem kann sowohl Herausforderungen als auch Chancen innerhalb und außerhalb des Betriebs schaffen. Zu den Herausforderungen gehören z. B. die Beschädigung kleiner Setzlinge bei der Arbeit mit Freiwilligen an einem jungen Standort, da der Wald noch nicht sichtbar ist, oder die hohen Transaktionskosten für den Zugang zu verschiedenen produktabhängigen Vermarktungswegen. Zu den Chancen gehören Finanzierungsmöglichkeiten, z. B. für die geschaffenen Umweltvorteile, und ein kreatives und gesundes Arbeitsumfeld.

Die FFC UnternehmerInnen Maria, Ali, Brian, Nelli und Alexis (von links, Quelle: FFC 2022)

Das Team der Food Forest Coop vereint eine Vielzahl von Fähigkeiten, die wie oben beschrieben miteinander verwoben sind:

  • Alexis Trevizo verfügt über mehr als 5 Jahre Erfahrung im Anbau eines hemischen Waldgartens mit über 500 Obst- und Heilpflanzen. Außerdem berät sie NGOs, Firmen und Privathaushalte bei der Planung ihrer Gärten.
  • Maria Parra Cano ist Köchin und bietet in ihrem Catering-Unternehmen Sana Sana überlieferte pflanzliche Lebensmittel an und ist Mitleiterin des Cihuapactli-Kollektivs. Zusammen mit ihrem Mann Brian leitet sie Gemeinschaftskreise und gibt traditionelles Wissen weiter, das auf der Abstammung ihrer Vorfahren beruht. Außerdem bringt sie fundierte Kenntnisse in den Bereichen Finanzen und Fördermittelakquise mit.
  • Brian Cano ist kreativer Schweißer und betreibt eine Metallwerkstatt. Er leitet die Entwicklung der Infrastruktur und die technische Arbeit vor Ort im Food Forest.
  • Nelli Evans ist Lehrerin und trägt zur Entwicklung von Produkten und Bildungsangeboten im Food Forest bei.
  • Ali LoPiccolo unterstützt die Geschäfte und die Verwaltung des FFC mit einem Master-Abschluss in Sustainability Solutions. Sie interessiert sich auch für die Arbeit vor Ort und ist oft neben Alexis auf der Fläche unterwegs.

Was sie verbindet und zusammenhält, ist eine starke Vision von der Wiederherstellung der Gesundheit von Land und Menschen.


[3] Rosenberg, Marshall B. (2003). Nonviolent Communication: A Language of Life (2nd ed.). Encinitas, CA: PuddleDancer Press.